Über Ulrike Behl

Berufliche Neuorientierung ist normal.

Ihre genauso wie meine.

Schon einige Male in meinem Leben habe ich mich beruflich neu orientiert. Schon mehrfach habe ich mich dabei beruflich “neu erfunden”.

Wie es dazu kam? Mal durch äußere Einflüsse, mal durch inneren Antrieb.

Ob ich damit glücklich bin? Und wie!

Sie wollen Details? Also gut. Ist aber eher lang, ok?

 
 
 

Musik lag in der Luft…

Ich werde Lehrerin, ganz klar!

Am Anfang sah es im beschaulichen Brüel in Mecklenburg ganz so aus, als würde ich Lehrerin werden: Schon vor der Einschulung konnte ich lesen und schreiben. Was tat ich also als Erstklässlerin? Richtig, meine jüngere Schwester unterrichten. Vermutlich ist sie Psychologin geworden, um dieses Trauma zu überwinden! ;-)

Und weil die DDR manches nicht ganz ungeschickt machte, hatte ich Lernpatenschaften: Ich übte mit schwächeren Schülern Deutsch, Mathe und was sonst noch so anstand. Nachmittags, in meiner Freizeit, natürlich für umme. Diese sehr frühe Berufserfahrung als Lehrende und Mentorin verfestigte sicherlich meinen Wunsch, andere Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

 

Musik und Sport - mein Nachmittagsprogramm

Neben der Schule spielte Musik eine große Rolle: Ich lernte Klavierspielen, später auch Querflöte, nahm Gesangsunterricht und sang im Chor. Auftritte und Vorspiele waren an der Tagesordnung. Tägliches Üben ebenso, eine Stunde Klavier, eine Stunde Querflöte, eine Stunde Gesang.

Sportlich, gell?

Apropos sportlich: Auch das war ich zu dieser Zeit. Das “Trainingszentrum Leichtathletik” sah mich drei- bis viermal pro Woche nachmittags für einige Stunden. Am Wochenende Wettkämpfe (und ich hab’s gehasst! Ich will zwar das für mich Beste erreichen, nicht aber mich mit anderen messen.)

Irgendwann war dann Schluss mit lustig: Musik oder Sport, das war die Frage. Es wurde die Musik, und ich gab nochmal mehr Gas: Von 1986 bis 1990 besuchte ich die Spezialklassen für Musikerziehung an der Gerhart-Hauptmann-Oberschule in Wernigerode (heute Landesgymnasium für Musik Wernigerode) und sang zunächst im dortigen Mädchenchor, später dann im Rundfunk-Jugendchor Wernigerode.

Musiktheorie, Chorleitung, Gehörbildung und vor allem viele Chorproben bestimmten neben den regulären Fächern fortan meinen Unterrichtsalltag. Konzerte und Auftritte bildeten willkommene Gelegenheiten, mit anderen zu musizieren. Und das Internatsleben hatte seine ganz eigenen Reize… ;-)

 

Vom geordneten Plan in die ungewisse Zukunft

Da ich mich im Zuge der Aufnahmeprüfung an dieser Spezialschule (mit 14 Jahren!) verpflichten musste, Deutsch-Musik-Lehrerin zu werden, war mein weiterer Werdegang klar: Abitur machen und ab zum Studium an die Martin-Luther-Universität in Halle / Saale. Noch während des Studiums heiraten und Kinder bekommen, nach dem Abschluss arbeiten und vielleicht irgendwann eine hübsche Wohnung ergattern.

Als 40+ werden Sie sich erinnern: Es kam etwas dazwischen, was man heute “Wende” nennt. Eine aufregende Zeit voller Umbrüche! Und Verwirrung: Zwar war mein Studienplatz immer noch da. Aber der Unibetrieb bestand eher aus Diskussionen mit “roten” Profs und wie man mit deren Vergangenheit und Zukunft umgehen sollte.

Alles ganz wichtig, alles ganz spannend. Aber nicht wirklich zielführend für meine berufliche Zukunft. Es folgte eine monatelange Phase der absoluten Orientierungslosigkeit: Ich wusste weder, wo meine Stärken lagen, noch was mir Freude machte und was meine finanzielle Basis sichern würde. Hätte ich mal damals nur eine Karriereberatung bekommen, aber wer kannte das damals schon…

Erst viele Jahre später verstand ich, woher meine Überforderung kam:

Die Freiheit wählen zu können, bringt die Pflicht mit, wählen zu müssen.
— Ulrike Behl
 

Neubeginn in Westdeutschland

aus der Lehrerin wird Oberschwester Ulrike

Ich tat das einzig Logische, um mich im mir unbekannten Schulsystem zu orientieren: Ich absolvierte eine 14-tägigeSchulhospitation im Westen und wandte mich daraufhin schaudernd vom Gedanken an eine Zukunft als Lehrerin ab. Auch die Musik ließ ich hinter mir und wählte, was ich ebenfalls bestens kannte:

Meine Eltern sind Ärzte. Mein Opa war Arzt. Meine Oma Krankenschwester. Ich absolvierte ein Praktikum, jobbte ein halbes Jahr auf Station und begann die Ausbildung zur Diplomkrankenschwester. Ein Beruf mit Zukunft, krisensicher und mit drei Jahren Ausbildung überschaubar in der zeitlichen Investition.

Und weil ich ein bischen Großstadtluft schnuppern wollte, wurde es Frankfurt am Main. Dort blieb ich nach dem Abschluss hängen, die ZVS entschied so.

Auf Station bekam ich bereits im Praktikum den Titel “Oberschwester Ulrike” verpasst. Ich nahm’s als Kompliment für meine durchsetzungsfähige, kraftvolle Art und mein Talent, auch im grössten Trubel den Überblick und die Nerven zu behalten.

 

Studium, JObben und Zweifel an der Zukunft als Ärztin

Ulrikee Behl 1999

Links ein Bild aus 1999. Ich hatte mein Krankenschwesterndiplom in der Tasche, studierte Humanmedizin und arbeitete als Nachtschwester im Rotkreuzkrankenhaus in Frankfurt am Main. Mal in der Kardiologie, mal in der Chirurgie oder Orthopädie. Nachts arbeiten, vormittags Uni, nachmittags schlafen. Ganz schön knackiges Programm!

Eine sehr spezielle Erinnerung: Mit Claudia nach dem Präp(arier)-Kurs Äppler und Schlachteplatte (!) im Gemalten Haus.

Mein Antrieb durch zähe Studienzeiten: Als hausärztliche Landärztin Menschen von der Wiege bis zur Bahre begleiten. Zuhören, zuwenden und da-sein. (Eigentlich genau das, was auch in meinen Coachings so wohltuend für Sie wirkt.)

Später dann kam mit dem Studiumsfrust (zu viel Theorie, zu wenig Menschelndes) und dem Unmut über die erste Gesundheitsreform (zu viel Therapie statt Prävention, zuviel Apparatemedizin statt sprechender Medizin, zuviel Bürokratie statt freier Berufsausübung) meine nächste berufliche Neuorientierung: Ich ließ die Medizin mit dem Staatsexamen hinter mir und wechselte die Seiten. Ab in die Pharmaindustrie.

 

Patientenbetreuung & Patientencoaching

Ulrike Behl 2008

Neuanfang und Aufstieg in der Pharmaindustrie

2001 bekam ich die großartige Chance, mit einer Kollegin ein Patientenbetreuungsprogramm für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) aufzubauen. Wir ermutigten “unsere” Patienten, sich täglich zu spritzen, um die Krankheit möglichst lange in Schach zu halten und halfen ihnen bei der Krankheitsverarbeitung. Fragen, zuhören, Ressourcen stärken: Patientencoaching par excellence.

Mehr und mehr Patienten kamen ins Therapiebegleitprogramm. Also wuchs unser Team: Aus zwei wurden drei und vier, aus vier wurden sechs und schließlich acht Kolleginnen. Als Teamleiterin übernahm ich ab 2004 die fachliche und personelle Führung, lernte Neues und entwickelt das Programm immer weiter. Meine Schwerpunkte lagen im Therapietreuemanagement, im Marketing und in der Personalführung. Ich steuerte das operative Geschäft des ServiceCenters, entwickelte Konzepte und arbeitete an strategischen Aufgaben mit.

Retrospektiv offensichtlich: Je weiter ich aufsteig, desto kürzer die Haare. Leben und überleben in einer traditionellen, patriarchalischen Welt aus Zahlen, Daten und Fakten.

 

… und Fall: Mobbing und standortschließung

Ulrike Behl 2012

Und dann die Vollbremsung aus voller Fahrt: Mir wurde von einer langjährigen Mitarbeiterin Mobbing vorgeworfen. Während die Klärung noch lief (bezeichnenderweise hörte mich der Betriebsrat nicht einmal an!), kam der nächste Schlag:

Unser Standort wurde geschlos… ach nein. Halt: Er wurde verlegt. Wir erhielten ein famoses Angebot für den neuen (Ost-!)Berliner Standort - dasselbe Gehalt, doch mehr Wochenarbeitszeit und für mich und meine 20 Mitarbeiter (Zweitverdiener mit Verwurzelung im Rhein-Main-Gebiet) keine echte Option.

Es folgte der halbwegs geordnete Übergang: Das ServiceCenter wurde bei einem Dienstleister am Berliner Hauptbahnhof neu erschaffen. Wir trainierten die dortigen Mitarbeiter und übergaben unser Wissen. Mein Herzblut jedoch behielt ich.

Abschiedsschmerz: Trauerverarbeitung bei Jobverlust

Groll, Trauer und Bitterkeit beherrschten mich, als es im Sommer 2013 vorbei war. Das Betreuungsprogramm war immer “mein Baby” gewesen, es steckt so viel von mir und meiner Art mit Menschen umzugehen darin. Und es schmerzte sehr zu wissen, dass es nun jemand anders in seine Obhut nehmen würde. Ich trauerte um meinen geliebten Job.

Der Groll und die Bitterkeit waberten noch etliche Zeit in mir. Nicht, weil man unseren Standort verlegt hatte. Nein, die Art, wie man es uns gesagt hatte, war so erbärmlich gewesen.

 

Transfergesellschaft: Bewerben will gelernt sein

Dann nahm die Transfergesellschaft ihre Arbeit auf, wir wurden trainiert und gecoacht. Lernten Bewerbungsstandards kennen, übten Anschreiben zu verfassen und uns im Bewerbungsprozess sicher zu bewegen. Manches war hilfreich, sinnvoll und entlastend, anderes eher nicht.

Ich nutzte die Zeit für mich: Machte mich nebenberuflich selbständig, wurde European Business Coach und zertifizierte Stress- und Burnoutberaterin und absolvierte eine Weiterbildung in Motivational Interviewing.

 
Ulrike Behl 2014

Arbeitslosigkeit: Zwischen Bitten und Fordern

Dann wechselte ich in die Betreuung der Agentur für Arbeit, lernte verschiedene Arbeitsmarktinstrumente kennen und mich im Spannungsfeld von “Ich bin Ihr Kunde, verdammtnochmal!” und “Ich bin nur ein Bittsteller.” zu bewegen.

Zwei Gruppenmaßnahmen durfte ich kennenlernen, eine sinnvoll, die andere brach ich am zweiten Tag ab: Da die dortigen Coaches nichts für mich tun konnten, hatte ich die Excel- und Word-Selbstlernprogramme erledigt. In 1,5 Stunden statt vier Tagen…

Ein besonderes Schmankerl: Den Höhepunkt meiner Zeit als Arbeitslose erlebte ich, als ich nach einem bravourösen AC ein Vertragsangebot ablehnen durfte. Das gebotene Brutto für den befristeten Einjahresvertrag war ca. 30% niedriger als mein ALG I. Das Vertragsangebot machte die Bezirksdirektion der Agentur in Bad Homburg für eine Stelle als Beraterin in der Akademikerbetreuung.

Meine berufliche Ausrichtung war weiter unklar, viele meiner Bewerbungen entsprechend erfolglos. Arbeitslos als Managerin - eine frustrierende Erfahrung!

 

Neuanfang als Aupair-Mama-Coach und als Alleinerziehende

erste Gehversuche als selbständige

Die Idee einer hauptberuflichen Selbständigkeit nahm konkretere Züge an: Ich buchte eine Marketingberaterin, entwickelte Produkte und Services und hob meine erste Webseite aus der Taufe: aupair-mama.de lernte laufen, fiel hin und stand wieder auf. Und lief, so lange es mir und dem Thema gut tat.

Ich lernte, eine Webseite zu betreiben, probierte Facebook, Twitter und Pinterest aus und machte bei all dem sicherlich genauso viele Fehler wie tolle Erfahrungen. Ich gewann Kundinnen, schrieb Ratgeber für Familien mit Aupair und lernte, mein Wissen in verkaufsfähige Onlineprodukte umzuwandeln.

 

Privater Neuanfang

Arbeitslosigkeit kann viele Folgen haben: Auch im Privatleben. Mir wurden die Schattenseiten meiner Ehe klar. Und da es keinen Dialog gab, hatte ich nur eine Alternative. Ich trennte mich von meinem Mann und zog mit unserem Sohn aus. Ein schwerer Schritt angesichts meiner erst neuen Selbstständigkeit. Und ein unumgehbarer. (Den ich, Stand jetzt, 2023, nie bereut habe.)

 
Ulrike+Behl+2016

von der selbständigen zur Unternehmerin

Nach und nach habe ich dann mein Selbstbild geändert: Aus dem “Ich mache mich selbständig” als Beschreibung eines stetigen “Werdens” wurde “Ich bin selbständig” als Formulierung für ein “Sein”. Die nächste Entwicklungsstufe wurde dann “Ich bin Unternehmerin”, und dies fühlt sich für mich am wertigsten an.

Inzwischen habe ich weitere Geschäftsfelder erschlossen:

 
Ulrike+Behl+2018

Meine Mission: Bestärken!

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, gibt es dafür einen wichtigen Grund.

Lassen Sie mich wissen, welcher das ist und wir prüfen gemeinsam, wie ich Ihnen helfen kann!

Ich freue mich darauf!