Coaching online: Fluch und/oder Segen digitaler Coachingformate - ein Rück- und Ausblick

 

Onlinebasierte Coachings: Ein Rückblick

Gefühlte oder echte Nachteile digitaler Coachings

Wir schreiben 2019, es ist Mai, und ich denke über Online-Coaching nach. Damals schrieb ich, dass es bei mir eher Ausnahme denn Regel sei. Zwar gäbe es Vorteile, aber eben auch Dinge, die mich abhielten:

Auch wenn ich einen - theoretisch - belastbaren Internetzugang habe - manchmal hakt er doch. Ein Browserneustart in einer sensiblen Phase unseres Gespräches? Nein danke!

Auch wenn ich es prinzipiell verstehe, mich vor dem Kameraauge zu bewegen - weil ich mich davon viel mehr beobachtet fühle, als von jedem menschlichen Gegenüber, werde ich unsicher. Ein unsicherer Coach? Nein danke!

Auch wenn es sicherlich machbar ist, online Vertrauen zu schaffen und Verständnis zu entwickeln - dafür auf das schnelle Taschentuch, das hingeskribbelte Alternativendiagramm und die strategische Pause, in der ich Ihnen einen Kaffee oder Tee koche, verzichten? Nein danke!

Tja, lange her! Und irgendwie haben sich alle diese Barrieren (waren sie jemals echt?) in Luft aufgelöst. Onlinecoachings sind seit 2020 mein (inzwischen nicht mehr) neuer Alltag - ob als Bewerbercoaching, Karriereberatung oder Coaching zur Krankheitsbewältigung oder Trauerarbeit - 95% meiner Klientinnen sehe ich online. Die fehlenden 5% sind Kundinnen, die mich zum Erstgespräch gern in meinem Rüsselsheimer Coachingraum aufsuchen, weil auch ihnen es zunächst seltsam erscheint, sich nur digital zu treffen.

Vorteile klassischer Coachings vor Ort in Rüsselsheim

Damals schrieb ich dazu:

Ich sehe, wie Sie ins Coaching kommen: beschwingt, energisch oder bedrückt, vorsichtig, polternd oder zögernd. Mit Schweißperlen auf der Stirn oder rosigen Wangen. Mit festem Händedruck oder abwehrender “Ich-bin-erkältet-Geste”.

Ich beobachte, wie Sie sich beim ersten Mal orientieren und beim zweiten Termin schon ganz selbstverständlich “Ihren” Platz einnehmen. Ihre Unterlagen bereitlegen und zur Nervennahrung greifen, die wie immer parat steht.

Nur im klassischen Coaching kann ich alle meine Sinne einsetzen, um mit Ihnen erfolgreich zu arbeiten. Nur im klassischen Coaching fühle ich mich so sicher, geschützt und stark, dass ich Ihnen Sicherheit, Schutz und Kraft geben kann. Nur im klassischen Coaching geht es mir richtig gut.

Ja, ich gebe gern zu: Ein Coaching vor Ort hat für mich immer noch den Vorteil, Sie als Klientin* “live und in Farbe” ganz und komplett mit Haut und Haaren erleben zu können. ;-) Viele wertvolle Eindrücke, die z. B. auch im Zuge eines Vorstellungsgesprächs vor Ort wichtig sind, nehme ich nur beim “analogen” Kontakt richtig gut wahr. Ob Händedruck, infektionsschutzkonforme Verneigung oder Fistbumb/Faustgruß und der Smalltalk rund um “Kaffee, Tee, Wasser und die Schoki ist für Sie!” - das fehlt mir manchmal. Vielleicht sollte ich überlegen, ein Coaching-Starterpäckchen einzubauen, das ich ganz klassisch per Post versende und mit Kuli, Block und Schoki für Ihren ersten Online-Coachingtermin ausstatte…

Ein Ausblick: Digitale Coachingformate werden zunehmen

Lieb gewonnene Vorteile der Online-Coachings

Coachings auf Basis von E-Mails und Videokonferenzen werden weiterhin den Großteil meiner Coachings bilden:

  • Ich genieße den asynchronen Kontakt mit Zeit zum “Drüberschlafen”, den Sie und ich bei intensven E-Mail-Wechseln haben. Gleichzeitig bietet dieses Vorgehen uns beiden eine perfekte Dokumentation - auch in zehn Jahren können wir nachvollziehen, was sich wie änderte in Ihrem Fühlen, Denken und Handeln. Und ich bin sicher, dass Ihnen dieser Blick zurück in zehn Jahren gut tun wird!

  • Zum anderen mag ich die direkten Online-Kontakte mit schnellen Ballwechseln, tiefgründigen Pausen und der Möglichkeit, die Kamera auszuschalten, wenn Tränchen kullern, so wie es bei der Online-Trauerbegleitung nun mal geschieht.

Nähe im virtuellen Coaching

SarsCov2 hat dafür gesorgt, dass digitale Formate wie Videokonferenzen normaler und fester Bestandteil unserer beruflichen und privaten Kommunikation geworden sind. Eines habe ich dabei erlebt und erkannt: Ob im beruflichen Team, mit Klientinnen oder im Familienkreis: Wir müssen uns nicht treffen, um uns intensiv auszutauschen. Wir müssen nicht im selben Raum sein, um uns nahe zu sein. Und wir müssen uns nicht riechen können, um zu wissen, dass die Chemie stimmt.

Ob klassisch vor ort oder online: Ich kann sie herstellen, den konstruktiven Dissenz zu Ihnen als Klientin in der beruflichen Beratung und die echte Nähe zu Ihnen in der Patientenbegleitung und im Coaching zur Trauerbewältigung. Und das ist gut zu wissen! Für Sie und für mich.


*bewusst gegendert: 90% meiner Coachings verbringe ich mit, für und an der Seite von Frauen


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